
Straßenmärkte
An der Stelle des späteren Ortes Brigittenau befand sich ein Augebiet nördlich dem heutigen Augarten. Das umliegende Gebiet wurde Schottenau, später Wolfsau genannt und war ein Teil des Unteren Werds (alte Bezeichnung für Inseln). Hier wurde an der heutigen Forsthausgasse 1645-1651 von Filiberto Lucchesi die Brigittakapelle erbaut, die 1695 erneuert und 1902/03 restauriert wurde.
Der Sage nach (Brigitta - oder Kugelsage) soll Erzherzog Leopold Wilhelm, der Befehlshaber der kaiserlichen Truppen, und Bruder des Kaisers, von einer schwedischen Kanonenkugel, die in sein Zelt einschlug, nicht getroffen worden sein. Als Dank stiftete Ferdinand III den Bau der Brigittakapelle. Die Wolfsau wurde ab 1670 Brigittenau genannt.
Später richtete man hier einen kaiserlichen Fasangarten ein, der unter Josef II. für die Bevölkerung geöffnet wurde. Bald entstanden einige gut besuchte Gasthäuser. Seit 1775 wurde alljährlich der überaus beliebte Brigittakirtag, unter Beteiligung sämtlicher Volksschichten, abgehalten. Der Andrang wurde schließlich so stark, dass in der Gegend des so genannten "Strohecks" (nahe der Brigittabrücke = heutige Friedensbrücke) eine Schiffsbrücke über den Donaukanal errichtet werden musste, um den Verkehr leichter zu bewältigen.
Franz Grillparzer hat in der Novelle "Der arme Spielmann" diesen unglaublichen Trubel beschrieben. Nicht selten kamen 60.000 bis 80.000 Besucher zu dem Kirtag, der am ersten Sonntag nach dem Julivollmond begangen wurde; der so genannte Nach-Kirtag zog oft noch mehr Menschen an. Nach der Revolution 1848 wurde der Brigittakirtag verboten.
1846 begann man mit der Rodung der Auen und mit dem Bau von Fabriksgebäuden, auch Küchengärten für den kaiserlichen Hof wurden angelegt.
Die kleine Gemeinde Zwischenbrücken lag an der 1439 erwähnten hölzernen Jochbrücke, der Taborbrücke, die die sich etwa in der Diagonale der heutigen Nordbahnbrücke und Floridsdorfer Brücke (Wasserparkseite) befand. Ihren Namen leitet die Ortschaft von ihrer späteren Lage "zwischen den Brücken" ab.
Durch die Donauregulierung 1875 verschwand ein Teil des Siedlungsareals zusammen mit dem mittleren Donauarm. Die dem Schutzpatron der Brückenbauer geweihte Nepomuk-Kapelle im Außeren Zwischenbrücken wurde 1875 mit der Fertigstellung der Donauregulierung abgetragen.
1850 wurden die Orte Brigittenau und Zwischenbrücken als Teile des 2. Bezirks (der Leopoldstadt) nach Wien eingemeindet. Besonders seit 1860 wurde die Brigittenau vom Süden her rasch verbaut und 1900 - zusammen mit Zwischenbrücken - zum 20. Wiener Gemeindebezirk gemacht. In der Ersten Republik wurde eine Reihe von Gemeindebauten errichtet. Der Großkomplex am Engelsplatz, 1930 - 1933 nach Plänen von Rudolf Perco erbaut, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg noch wesentlich erweitert.
Als "Wahrzeichen" des Bezirks gilt neben der Brigittakapelle die 1867-1873 von Friedrich Schmidt erbaute Brigittakirche, ein neugotischer Backsteinbau mit zwei Fassadentürmen und vorgelagerter Halle.
Zum Weiterstöbern in Brigittenau:
» 1220 Wien Brigittenau – Adressen und alle Infos zum Bezirk
» Brigittenauer Bad – städtisches Bad mit vielen Freizeit-Möglichkeiten
Hinterlassen Sie einen Kommentar!
Empfohlene Beiträge
weitere interessante Beiträge
Doris Hadrigan
15. Juni 2023 - 09:26 Uhr
Ich würde gerne wissen, welche Fabrik sich vor ca. 1998 auf dem Gelände der Brigittenauer Lände 160-162 befunden hat. Heute steht hier eine Wohnhausanlage - ich glaube, dass früher eine Süßwarenfabrik dort stand.Danke!