Das kleine 1×23 der Wiener Bezirke: Mariahilf

Statisctisches Jahrbuch 2014
Statistisches Jahrbuch 2014

Ein Bezirk der Treppen liegt zwischen Wienzeile und Österreichs größter Einkaufsstraße. Mariahilf weist eine der steilsten Geländebeschaffenheiten Wiens auf. Dicht besiedelt, wie für einen innerstädtischen Bezirk charakteristisch, wurde der Niveauunterschied von rund 30 Metern zwischen den zumeist Altbauten mit Stiegen ausgeglichen.

Passender Weise liegt die Stiegengasse in diesem Stadtteil, an deren Ende die Amonstiege 13 Meter empor steigt. Aufgrund ihrer Architektur bekannter sind die im secessionistischen Stil gehaltene Fillgraderstiege oder die Rahlstiege mit ihrer dreiarmigen Freitreppe, die zur Mariahilfer Straße führt.

Die MariahilferInnen…

Der 6. Wiener Gemeindebezirk ist mit 145,5 Hektar der zweitkleinste der Stadt. In ihm wohnen 30.613 Menschen. Das bedeutet, dass auf nur 0,4 Prozent der Stadtfläche 1,7 Prozent aller WienerInnen leben.

Im Bezirksvergleich liegen die Wohnungen, ihre Größe betreffend, trotzdem im oberen Mittelmaß: Eine Wohnung hat im Schnitt 78 Quadratmeter, damit stehen rechnerisch einer MariahilferIn 44 Quadratmeter zur Verfügung, sechs mehr als im Wiener Durchschnitt. 50,6 Prozent der Wohnungen werden alleine bewohnt, das sind knapp fünf Prozent mehr Singlehaushalte als im Wiener Mittel.

In lediglich 20,9 Prozent der Domizile leben drei oder mehr Personen. Die 16.418 bewohnten Wohnungen befinden sich in 1.439 Gebäuden von denen 67 Prozent noch vor 1919 erbaut wurden. Nur 741 der Unterkünfte werden auch von einem Hund in Beschlag genommen.

Das Netto-Jahreseinkommen der BezirksbewohnerInnen ist mit 22.183 Euro vergleichsweise hoch und beträgt 106,2 Prozent eines Wiener Durchschnittsgehaltes. Das mag darauf zurückzuführen sein, dass rund 60 Prozent der MariahilferInnen zumindest über Matura als höchste abgeschlossene Ausbildung verfügen, wienweit sind es 40,4 Prozent.

Besondere Atmosphäre mit Blick in die Vergangenheit

Im Bezirk herrscht vor allem eines: buntes Treiben. Kaffeehausklassiker, in Wien nie out, neben neuen Lokalen deren Einrichtungen und Gäste je nach „Hipheitsgrad“ wechseln. Für CineastInnen, die ein Blockbuster-Kino normalerweise meiden, mag ein Besuch des Labyrinths im Apollo dennoch spannend sein, ansonsten sorgen Top- und Haydn-Kino für Programm.

Auch bekommt man in Mariahilf so viel Obst wie wahrscheinlich in ganz Wien kein zweites Mal: Mit dem Naschmarkt beherbergt der 6. Bezirk den größten innerstädtischen Markt, und das seit 2009 zur Gänze. Denn in diesem Jahr fiel ein kleiner Teil des 4. Bezirks an Mariahilf. Das spezielle Flair des Naschmarkts, die belebte Mariahilfer Straße, kleine Gassen und geschäftige Durchgänge verleihen dem Bezirk einen besonderen Charme.

Nicht nur beliebt unter WienerInnen, auch TouristInnen dürften die Atmosphäre schätzen. So logierten im Jahr 2013 mit 300.120 Gästen rund fünf Prozent aller WienbesucherInnen in Mariahilf.

Die abfallende Geländebeschaffenheit des Bezirkes ist besonders gut an jener Stelle der Gumpendorfer Straße sichtbar, wo nebenan der einschüchternde Stahlbetonbau eines Flakturmes die Wirkung des Höhenunterschiedes noch verstärkt. Die Türme für Flugabwehrkanonen (Flak) wurden während des Zweiten Weltkrieges errichtet.

Das gefährlichste jedoch, das heute in diesem Feuerleitturm anzutreffen ist, sind Panzerechsen, wie Krokodile auch gerne bezeichnet werden, Piranhas und Giftschlangen. Denn seit 1957 zeigt dort das Haus des Meeres Ozeanbegeisterten Geheimnisse der Unterwasserwelt wie Seepferdchen, Hammerhaie oder eben die räuberischen Piranhas. Auch die Außenseite des Gemäuers wird inzwischen „unsachgemäß“, dafür sinnvoll, genutzt: Über 4.000 Griffe wurden angebracht und in der warmen Jahreszeit können geübte KletterInnen die Aussicht der 34 Meter hohen Kletterwand genießen.

Umschlossen wird der Flakturm vom Esterhazypark, einer der – aufgrund der dichten Verbauung – raren Grünflächen im Sechsten, die ausschließlich aus kleineren Parkanlagen bestehen. Dennoch nehmen 0,59 Prozent der Bezirksfläche Spielplätze ein, prozentuell hat nur die Brigittenau mehr. Einer dieser insgesamt 22 Spielplätze befindet sich ebenfalls im Esterhazypark.

Hohe Bevölkerungsdichte wird dichter

Schon immer dicht besiedelt, zählte Mariahilf noch vor 100 Jahren doppelt so viele EinwohnerInnen wie heute. Zwischen 1961 und 2011 sank die Bevölkerung um 29 Prozent, von etwa 41.000 auf knapp über 29.000 Personen. Für die kommenden Jahre wird für den Gemeindebezirk ein sehr starkes Bevölkerungswachstum von bis zu 20 Prozent prognostiziert.

Im Jahr 2034 könnten wieder über 36.000 Menschen ihren Wohnsitz im 6. Gemeindebezirk haben. Die Geburten- und Sterbefallentwicklung dürften bis 2034 zu einer positiven Geburtenbilanz führen. Aber die Zuwanderung aus dem In- und Ausland dürfte jedoch um ein Vielfaches höher liegen als das natürliche Bevölkerungswachstum.

Die demographische Entwicklung wird zukünftig auch in Mariahilf klare Akzente setzen. Bis zum Jahr 2034 könnte die Zahl der Kinder und Jugendlichen von 3.200 auf bis zu 5.000 Personen steigen. Auch wenn in der Zukunft günstigere Werte hinsichtlich der demographischen Faktoren realisiert werden können, wird der Altenanteil von 20 auf 25 Prozent deutlich ansteigen.

Quelle: MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik / Statistik Austria / Wikipedia.org

Statistisches Jahrbuch 2014

Das Statistische Jahrbuch 2014 der Stadt Wien sowie die Studie „Wien wächst…“ unter Federführung der MA 23 stehen als kostenloser Download zur Verfügung auf www.wien.gv.at/statistik/publikationen/jahrbuch.html. www.wien.gv.at/statistik/pdf/wien-waechst.pdf

Als Publikation (32,70 Euro, ISSN 0259-6083) erhältlich ist das Statistische Jahrbuch bei der Magistratsabteilung 23: 2., Meiereistraße 7, Sektor B; Montag bis Freitag jeweils 8.00 bis 14.30 Uhr; Telefon 01/4000-83059, Bestellung per E-Mail an post@ma23.wien.gv.at.

Alle Artikel der Serie „Das kleine 1×23 der Wiener Bezirke“ sind unter http://inwien.at/das-kleine-1×23-der-wiener-bezirke.html zu finden.

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