450 Bälle, ein Walzerkönig: Johann Strauss prägt die Ballsaison 2025

Auf den Wiener Bällen dürfen die Melodien von Walzerkönig Johann Strauss Sohn auf keinen Fall fehlen. Er prägte musikalisch die Wiener Bälle wie kein anderer. Zu seiner Zeit boomten die Tanzfeste, und Strauss selbst war ein Publikumsmagnet. Zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2025 setzen viele Bälle in Wien einen thematischen Schwerpunkt auf Johann Strauss. 

Die Ballsaison endet dann am Faschingsdienstag, 4. März 2025. Mehr als 450 Bälle – von ganz groß bis ganz klein – finden jedes Jahr in Wien statt, zu den Höhepunkten zählen:

Jedes Jahr macht der Ball der Wiener Rauchfangkehrer den Auftakt in die Ballsaison. Wer sich über diesen Ball wundert: In Wien ist es ganz normal, dass beinahe jede Berufsgruppe ihren eigenen Ball hat. Das reicht vom Zuckerbäckerball bis zum Ball der Gewichtheber.

In der Wiener Hofburg finden besonders viele Bälle statt. Diese Traditionsbälle folgen einem festlichen Zeremoniell. Die Damen erscheinen im langen Abendkleid, die Herren tragen Smoking oder Frack. Junge Damen in weißen Kleidern und junge Herren eröffnen den Ball mit einer Polonaise, erst nach den Worten „Alles Walzer“ dürfen alle Besucher:innen aufs Tanzparkett. Weitere Showacts und Einlagen strukturieren die Nacht. Dazu gehört die beliebte „Fledermaus“-Quadrille von Johann Strauss. Diese wird vom Publikum unter Anleitung von Tanzlehrer:innen ausgeführt und endet zur Belustigung aller in einem heillosen Durcheinander.

Der Juristenball in der Wiener Hofburg steht diesmal unter dem Motto „Very Strauss!“. Beim Jägerball erscheinen die Gäste in Festtracht in der Hofburg. Als besonders stimmungsvoll gilt der Kaffeesiederball.

Längst legendär ist der Opernball in der Wiener Staatsoper. An diesem Tag gibt es die einzigartige Gelegenheit, das berühmte Opernhaus an der Ringstraße nicht nur von den Zuschauerrängen aus zu sehen, sondern es inmitten vieler Stars aus der Musikwelt sozusagen „backstage“ zu erleben. Mit seinen prominenten Gästen von Künstler:innen bis zum Bundespräsidenten wird der Opernball sogar live im Fernsehen übertragen.

Die Wiener Philharmoniker laden zu ihrem Ball in den Wiener Musikverein. An den Instrumenten sind die Musiker:innen des weltberühmten Orchesters bei dieser Veranstaltung allerdings nur bei der Eröffnung zu finden. Schließlich wollen auch die Wiener Philharmoniker einmal das Tanzbein schwingen. Ebenfalls in den beeindruckenden Räumlichkeiten des Musikvereins: der Ball der Industrie und Technik.

Beim Blumenball der Wiener Stadtgärten verwandelt sich das Wiener Rathaus in ein riesiges Blumenmeer. Zuvor haben Gäste auch schon bei der Silvestergala die Möglichkeit im Rathaus das Tanzbein zu schwingen. Der Wiener Ball der Wissenschaften findet ebenfalls im Rathaus statt.

Auch das Ballende folgt einem traditionellen Ritual: Das Licht im Ballsaal wird gedimmt, die Kapelle stimmt zum Kehraus einen langsamen Walzer an. Rauschende Ballnächte klingen in Wien beim Würstelstand oder bei einem Gulasch im Kaffeehaus aus.

Ball

Opernball in der Wiener Staatsoper © WienTourismus/Paul Bauer
Opernball am 27.02.2024 in der Wiener Staatsoper © WienTourismus/ Paul Bauer

Die Ballsaison 2024/25 startete am 11.11. mit der traditionellen Quadrille am Graben. Und sowohl Gäste als auch Ballveranstalter sind für die kommende fünfte Jahreszeit gut gestimmt.

Die Besucherzahlen orientieren sich am hohen Niveau der Jahre 2014 bis 2020 und die erwarteten Umsätze sind höher denn je. „Wir können einmal mehr von einer hervorragenden Saison mit deutlich mehr als einer halben Million Ballgästen ausgehen. Und das trotz des allgemein gestiegenen Preisniveaus. Die Wienerinnen und Wiener halten ihren Bällen also die Treue und die internationalen Gäste leisten einen wichtigen Beitrag zum Erfolg. Besonders erfreulich ist, dass der Anteil junger Menschen auf Ballveranstaltungen weiter steigt. Eine Frischzellenkur für die Tradition der Wiener Ballsaison“, so Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien.

Wiener Opernball @Foto:Wien Tourismus, Peter Rigaud
Wiener Opernball @Foto:Wien Tourismus, Peter Rigaud

Die Ballsaison ist für die Wiener Unternehmen ein entscheidender Umsatzbringer“, so Maria Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Wien: „Viele Bereiche sind beteiligt, darunter Kleidermacher, Schuhmacher, Visagisten, Friseure, Juwelier, Nageldesigner, Security, Fotografen, Beleuchter und Beschallungstechniker oder auch die Putzereien. Und nicht zu vergessen die Floristik, die für die Ball-Dekoration eine wichtige Rolle spielt. Die Wiener Bälle fungieren hier als Turbo für die Wirtschaft.

Der durchschnittliche Ballgast gibt laut KMU-Studie etwa 365 Euro aus, übrigens ein Anstieg von 45 Euro im Vergleich zum Vorjahr. „Die größten Kostenfaktoren sind die Ballkarten samt Tischreservierung, die bei durchschnittlich 140 Euro liegen, sowie Speisen und Getränke, die mit rund 85 Euro zu Buche schlagen. Zusätzlich fallen für Garderobe, Schuhe und Accessoires etwa 50 Euro an, für Friseur und Kosmetik jeweils 35 Euro, und für das Abendessen vor dem Ball sowie die Taxifahrt jeweils rund 20 Euro“, führt Neumann abschließend aus.

Traditionell erheben Wirtschaftskammer Wien und die KMU Forschung Austria in einer Studie die Aussichten auf die kommende Ballsaison. In diesem Jahr sogar noch umfangreicher als zuletzt, da neben den potenziellen Ballgästen auch die Organisatoren der bedeutendsten Bälle sowie Vertreter der an den Bällen beteiligten Gewerbe befragt wurden.

Das bringt ein noch umfassenderes Bild auf die „fünfte Jahreszeit“, die am 11.11.2024 wieder begonnen hat. Und dieses Bild ist positiv: Die Ballveranstalter können mit rund 520.000 Besuchern rechnen. In Summe werden damit etwa 190 Millionen Euro durch die Wiener Bälle umgesetzt.

Handwerkskunst der KleidermacherbetriebeBalltrends 2024/25

Die Ballmode der Saison 2024/25 bringt einen Hauch von Klassik und Modernität zusammen. Schwarz, Royalblau und Smaragdgrün feiern ihr Comeback, ergänzt durch zarte Rosa- und Lilatöne sowie Mauve. Die Silhouetten sind klassisch, aber mit modernen Akzenten wie klaren Linien und raffinierten Cut-Outs gestaltet.

Neumann: „Gerade bei der Ballrobe können die Kundinnen mit ihrem Modemacher des Vertrauens ihre ganz persönlichen Ideen verwirklichen. Der Schnitt und das Modell werden auf die Trägerin abgestimmt, das bringt mit der perfekten Passform die Vorzüge zum Vorschein. Ideenreichtum und Handwerkskunst der Kleidermacherbetriebe sind hier besonders gefragt. Auch Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselthema. Immer mehr Menschen investieren in langlebige, vielseitige Kleidung wie Frack und Smoking oder lassen Ballkleider kreativ neugestalten, um ihnen ein zweites Leben zu schenken.“

Auch Wiens Friseure können in der Ballsaison verstärkt ihre Kreativität beweisen: Elegante Hochsteckfrisuren haben jetzt Hochsaison. Flechtelemente verleihen dem Styling den ultimativen Glamour-Look. Tipp von den Profis: Fotos und Bildmaterial von Kleid zum Friseur mitbringen, um Kleid und Look perfekt abzustimmen.

Besucher immer jünger und internationaler, Stammgäste bleiben treu

Wichtig ist, die Balltradition auch für die Zukunft hochzuhalten und abzusichern. Das gelingt den Veranstaltern sehr gut, wie die Befragung zeigt. Laut ihnen nimmt die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren sowie Studierender stetig zu, was auch durch Veränderungen im Programm der einzelnen Bälle verstärkt wird. Grießler: „Der Trend geht hin zum abwechslungsreicheren Ball mit mehr Attraktionen wie etwa spektakulären Mitternachtseinlagen und weg von der rein klassischen Tanzveranstaltung. Dazu kommt, dass auch eine große Anzahl an Tickets für Studierende reserviert wird.

Ballbegeisterung der Wiener hoch, jene der angereisten Gäste ebenbürtig

Auch heuer will fast jede dritte befragte Person ab 15 Jahren einen Ball besuchen, genau sind es knapp 32 Prozent der Wienerinnen und Wiener. Während diese Wiener einen großen Teil der Ballbesucher ausmachen, entfällt der Rest auf die übrigen Bundesländer, sowie insbesondere auf internationale Gäste auf. Grießler: „Rund ein Viertel der Besucher der großen Wiener Bälle reisen aus dem Ausland an, vor allem natürlich aus europäischen Ländern, aber auch viele Gäste aus den USA und Japan“.

Der Grund für die oftmals weite Anreise liegt in dem Image, das sich die Wiener Bälle national wie international erarbeitet haben: „Die Ballsaison hat sich als ein Wiener Spezifikum etabliert, wir haben uns hier ein weltweites Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.

Das sehen sowohl die Wienerinnen und Wiener, als auch die internationalen Gäste. Die Wiener Bälle stehen für eine Kombination von Tradition und Aktualität sowie die Wiener Gastlichkeit. Sie bieten Unterhaltung auf hohem Niveau und die Möglichkeit, sich in vergangene Zeiten zu versetzen, während ein schöner Abend mit Freunden, Bekannten, Kommilitonen und Geschäftspartnern verbracht wird“, so Grießler.

Maria Neumann fügt hinzu: „Die Wiener Bälle sind mehr als nur ein gesellschaftliches Ereignis – sie sind eine lebendige Visitenkarte der Wiener Wirtschaft, die Tradition und Handwerk in die Welt trägt. Das kunstvolle Zusammenspiel von Wiener Gastlichkeit, hochwertigem Handwerk und exzellentem Gewerbe macht Wiens Ballsaison zu einem einzigartigen Erlebnis, das die Gäste Jahr für Jahr anzieht und die Stadt als Kulturmetropole Europas etabliert.“

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